Angst vor Sichtbarkeit – woher kommt sie?
Autorin Sabine Krink
Neulich begegnete mir wieder einer dieser unreflektierten und unwissenden Männersätze in einem Interview. Es ging darum, warum diese selbstständige Frau 7 Jahre gebraucht hatte, um auf der Bühne als Speakerin aufzutreten.
Sie sagte:
„Ich hatte Angst vor Sichtbarkeit.“
Angst vor Sichtbarkeit – woher kommt sie?
Er antwortete:
„Wieso hattest du denn da Angst, dich zu zeigen? Frauen können doch heutzutage alles machen! Wir brauchen schließlich mehr Frauen auf der Bühne.“
Das Interview endete in einem kokettierenden, unsicheren Lächeln von ihr und einem halb heruntergeschluckten Satz:
„Ja, ja, du hast schon Recht.“
Ihr war anzumerken, dass sie selbst nicht genau wusste, woher denn diese Angst vor Sichtbarkeit kam. Es war ihr peinlich, nicht zu wissen, warum sie Angst hatte. Es war ihr unangenehm vor diesem taffen Interviewer (selbst ein erfolgreicher Speaker) als „schwach“ und ängstlich dazustehen und obendrein keine Antwort auf seine Frage zu haben.
So oder so ähnlich geht es vielen Frauen. Sie wissen nicht, wieso dieses Angstgefühl überhaupt da ist. Angeblich ist doch alles möglich für uns Frauen. Oder doch nicht?
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Angst killt Sichtbarkeit
Ja, wir brauchen mehr Frauen auf der Bühne. Und nein: So einfach ist das als Frau nicht, sich zu zeigen, wie die Männerwelt sich das vorstellt. Nur, weil Frauen alles machen könnten, ist es noch lange nicht möglich, alles zu tun.
Die Angst ist kein subjektives Problem einer einzelnen Frau. Es ist ein kollektives.
Wann die Sichtbarkeitsangst auftritt
Angstvolle Frauen spüren sie insbesondere, wenn sie mit ihrer Selbstständigkeit starten und es plötzlich darum geht:
- die Bank von einem Gründungskredit zu überzeugen
- einen Pitch vor Investor*innen zu halten
- eine Website wahrhaftig und gehaltvoll zu erstellen
- Texte zu schreiben, die Haltung zeigen
- sich in Social Media authentisch zu vermarkten
- ein Video zu veröffentlichen
- sich auf der Bühne zu präsentieren
In diesen Momenten – und schon vorher bei der Planung – verfallen selbstständige Frauen oft in eine Art Starre. Sie sind wie gelähmt und kriegen nichts zustande. Manche zittern.
Ich berate Frauen, unter anderem solche mit eigener Selbstständigkeit, und deren Ängste begegnen mir fast täglich in der STUNDE DER KLARHEIT. Viele von ihnen sind spirituell-verwurzelt und in therapeutischen oder heilerischen Bereichen tätig. Da ist die Ängstlichkeit besonders ausgeprägt.
Einer der meisten Gründe, warum Frauen zu mir kommen, die sichtbar sein wollen, ist:
„Ich möchte gern endlich mit meinem Herzensbusiness voll durchstarten – und ich schaffe es nicht. Ich bin irgendwo blockiert.“
Da hockt die Angst. Die Furchtsame. Sie ist eine Erfolgsverhinderin.
Verwirrung blockiert
Selbstständige Frauen sind oftmals in einer Art „wirrem Zustand“. Sie kriegen nicht gefasst, worum es konkret geht, sodass sie sich nicht wirklich trauen, ihr Business voll sichtbar zu machen.
Obwohl diese Frauen sonst taffe Ladys sind und ihr Leben mit Bravour meistern, spüren sie fast schon eine Art Panik, wenn es nur darum geht, einen Post in Social Media zu veröffentlichen. Es ist ihnen angst und bange, wenn sie eingeladen werden, auf einer Bühne zu sprechen. Sie wittern Gefahr wie ein Tier, das die Bedrohung kommen sieht.
„Das ist irrational“, sagte einmal ein Mann, mit dem ich darüber sprach.
Ja, das ist nicht rational und nicht mit dem Verstand zu erfassen. Deshalb lass uns anders hinschauen – jenseits vom Verstand. Was geschieht, wenn du sichtbar werden willst und irrationale Ängste davor hast?

Erfolgsverhinderin Angst – „die Furchtsame“ – und wie sie sich äußert
Es ist wichtig, dass du erkennst, wann es sich um diese irrationale Angst vor dem Sichtbarmachen handelt. Denn nur, wenn du sie wirklich spürst, kannst du ihr begegnen und sie transformieren oder integrieren. Viele verdrängen sie.
Die Angst, die dich zur furchtsamen Frau werden lässt und deine Visibility verhindert, kann so stark werden, dass dein Business vollkommen zum Erliegen kommt. Bist du im Angstmodus und taucht sie als Erfolgsverhinderin auf, kann sich das wie folgt äußern:
Du bist unsicher.
Du denkst, andere können viel mehr als du und hast deshalb Angst, dich zu zeigen.
Du fürchtest, zu versagen oder ausgelacht zu werden.
Du zitterst.
Du hast eine irrationale Todesangst. Diese kommt gerade im Zusammenhang mit dem Zeigen deiner intuitiven, energetischen und spirituellen Gaben häufig vor.
Du hast einen Blackout.
Du scheust dich davor, irgendetwas zu tun, weil es falsch sein könnte. Also tust du gar nichts für dein Business.
Du blockierst und sabotierst das Wachstum in deinem Unternehmen – absichtlich oder „unabsichtlich“.
Du hast Angst vor Geld und lehnst es innerlich ab.
Ängstlich zu sein und Furcht zu empfinden, kann sich auf viele Arten ausdrücken. Fast immer lähmt dich die Angst. Sie schwächt dich oder macht dich kraft- und energielos. Angst gibt dir keine Power, sondern nimmt sie dir.
Noch tiefergehende Informationen zur „Erfolgsverhinderin Angst – Die Furchtsame“ und wie sie sich äußert, findest du auch in meinem Buch „Die sichtbare Erfolgsfrau“.
Woher kommt die Angst vor Sichtbarkeit bei selbstständigen Frauen?
Den allermeisten Frauen (und noch weniger den Männern), sind die Hintergründe für diese Sichtbarkeitsangst bekannt.
Kein Wunder, denn es müsste ein Blick in die Vergangenheit erfolgen, um zu verstehen, wie tief sich diese Furcht eingebrannt hat. Dort in der Historie finden wir dann die unangenehme Wahrheit. Doch lass uns zuerst einen Blick in die Biologie werfen.
Biologische Gründe: wenig Testosteron, viel Angst
Biologisch bedingt haben Frauen grundsätzlich mehr Angst als Männer.
Hirnforscher haben herausgefunden, dass Frauen einen höheren Cortisolspiegel haben, weil ihr Testosterongehalt geringer ist. Testosteron hemmt die Cortisolproduktion.
Cortisol ist unser Stresshormon. Es wird bei Angst vor Gefahr ausgeschüttet, das bedeutet, die Stresshormonproduktion erhöht sich, wenn etwas Neues geschieht. Denn Neues ist potenziell erstmal eine Gefährdung des Bestehenden.
Die Folge der Cortisolausschüttung ist ein dauerndes Angespannt-Sein und hohe Nervosität. Schließlich müssen wir uns ja bei Gefahr schützen, die Flucht ergreifen oder kämpfen.
Hast du also wenig Cortisol im Körper, empfindest du weniger Angst vor Gefahr und bist energiegeladener. Da das Testosteron die Cortisolausschüttung von Natur aus hemmt, entwickeln Männer (die ja mehr Testosteron haben als Frauen) eher Abenteuerlust auf Neues und trauen sich mehr zu, weil sie durch das Stresshormon weniger gehemmt werden als Frauen.
Diese warten bei Neuem eher ab und entwickeln folglich langsamer ein Businesswachstum, haben mehr Angst und trauen sich weniger zu. Im Alter (Wechseljahre) erhöht sich die Testosteronproduktion von Frauen, weshalb ältere Frauen biologisch betrachtet weniger Angst haben.
Wusstest du das?
Kollektives Zellgedächtnis: im Frauenkollektiv abgespeicherte Ängste
Wenn Frauen sich zeigen und sichtbar mit ihren Gaben rausgehen oder sich auf eine Bühne stellen (real oder virtuell), haben sie Angst, vernichtet zu werden, getötet zu werden oder hingerichtet zu werden. Sie haben Angst, dass ihnen die Kinder weggenommen werden, dass sie gefoltert werden oder sterben. Sie scheuen sich vor dem Sichtbarwerden, weil sie fürchten, zunichtegemacht zu werden, zerstört oder mundtot gemacht zu werden.
Denn all das haben Frauen in den vergangenen Jahrtausenden erfahren, wenn sie sich sichtbar gemacht haben. Diese Angst vor Sichtbarkeit hat sich ins Zellgedächtnis einer jeden einzelnen Frau eingebrannt.
Durch die Hexenverfolgung wurde die Angst in Heilerinnen vor der Ausübung ihrer heilerischen Fähigkeiten tief eingepflanzt und wirkt bis zum heutigen Tag. Denn viele Heilerinnen („Hexen“) wurden genau deshalb verbrannt.
Durch das Naziregime sind Frauen mit der Angst vor Bühnen indoktriniert. Denn sie durften während der NS-Zeit unter der Diktatur von Hitler nicht öffentlich auf Bühnen sprechen und wurden zu stummen, willigen Gebärmaschinen degradiert.
Die kollektive Angst, vernichtet zu werden, wenn sich Frauen sichtbar machen, ist immer wieder präsent und groß.
Persönliche Erfahrungen: keine sichtbaren Frauenvorbilder
Neben der Kollektivangst gibt es zudem deine persönliche Geschichte.
Ohne dass ich dich kenne, weiß ich, dass du in deiner Entwicklung vom Mädchen zur Frau zahlreiche Situationen erlebt hast, in denen du nicht bekräftigt wurdest, dich sichtbar zu machen. Denn jedem weiblichen Wesen geht es so.
In der Schule werden Kinder – und vor allem Mädchen – kaum angespornt, sich zu zeigen. Schon gar nicht mit ihrer Einzigartigkeit. Die meisten Schulsysteme bringen gleichförmig gemachte Menschenwesen hervor, die vergessen haben, dass sie einzigartig sind, und die denken, sie wären irgendwie falsch.
Es mangelt an weiblichen Vorbildern, die sichtbar sind, und an denen sich junge Frauen orientieren könnten. Auch deshalb denken Frauen unbewusst, mit ihnen wäre etwas nicht richtig, wenn sie sich plötzlich zeigen (wollen), weil sie eine Selbstständigkeit haben. Denn andere Frauen zeigen sich ja auch nicht.
All diese Parameter unterstützen eher die Angst als den Mut, um dich sichtbar zu machen.

Ergreife deine Chance und sei mutig, bitte
Ich weiß nicht, wie viele Jahrtausende und wie viele Frauen und heilsame Frauengemeinschaften es brauchen wird, damit wir mutig rausgehen und vergeben können, was bisher geschah. Ich weiß nicht, wie viel Epochen vergehen müssen, damit wir ausreichend Liebe ins Feld geben können für alles, was uns Frauen angetan wurde, wenn wir uns gezeigt haben.
Ich weiß nicht, ob ich jemals mit dem Leid und der Unterdrückung von Frauen vollständig klarkommen werde. Es macht mich immer wieder unfassbar traurig, eine Frau in Angst vor Sichtbarkeit zu erleben.
Und das ist gut so. Denn das hält mich wach und lässt mich weitergehen!
Ich weiß allerdings, dass es keine Lösung ist, mich und dich nicht zu zeigen, sondern dass ein Versteckt-Bleiben die Vernichtung des Weiblichen in dieser Welt weiter fördern würde.
Du und ich, wir haben die Chance aufzustehen und uns zu dem zu bekennen, was uns wichtig ist und wie du für dich und dein Leben gehst: weiblich und sichtbar! Viele andere Frauen (in Afghanistan zum Beispiel) haben diese Chance nicht, denn sie werden tatsächlich erschossen oder weggesperrt oder vergewaltigt, wenn sie sich erheben, nur, weil sie Frauen sind.
Es braucht deinen Mut.
Es braucht dein Dich-Zeigen, um mehr und mehr Frauen zu ermutigen – weltweit.
Es braucht dein Weitergehen, auch wenn du die Angst vor Sichtbarkeit spürst und fürchtest, vernichtet zu werden, weil es eine kollektive Frauenangst ist.
Bitte sei mutig.

Autorin
Sabine Krink von SUPER SABINE®. Moderne Hexe und spirituelle Beraterin | Wortmagierin | Kräuterfrau | Expertin für weibliche Selbstständigkeit
Gründerin von FRAUEN kaufen bei FRAUEN
Gründerin vom Frauenkreis365